Halle (Saale),

Gasexplosion am Reileck

Samstag, 10:48 Uhr. Ein dumpfer Knall - ohrenbetäubend, kilometerweit zu hören. In der nördlichen Innenstadt von Halle stürzt am Reileck ein Wohn- und Geschäftsgebäude ein. Das aus der Gründerzeit stammende Haus ist völlig zerstört, zwei angrenzende Gebäude sind stark beschädigt. Im Umkreis von über 200 Metern gingen durch die Druckwelle der Detonation Fensterscheiben zu Bruch, Dachziegel lösten sich, parkende Autos wurden beschädigt.

Foto: THW/Alexander Becker

Um 11:25 Uhr wurde das Technische Hilfswerk alarmiert. Am Unglücksort bot sich den eintreffenden Rettungsmannschaften ein Bild der Verwüstung - fünf Personen wurden verletzt, eine davon schwer. 40 Anwohner waren mit einem Schlag obdachlos und mussten zum Teil in Turnhallen evakuiert werden. Die ersten Maßnahmen galten der Suche nach möglichen Verschütteten, bislang wurden jedoch keine weiteren Verletzten geortet.

Zunächst mussten die Trümmer per Hand, Stein für Stein, beseitigt werden, um mögliche Verschüttete nicht zu gefährden. Später nahm das Bergeräumgerät des THW-Ortsverbandes Merseburg / Querfurt den Schutt auf und lud ihn in bereitstehende Container.

Auch die nahe gelegene Stephanuskirche, in der auf vier Ebenen kostbare Bücher der Martin-Luther-Universität lagern, wurde durch die Druckwelle in Mitleidenschaft gezogen. Ein Großteil der Bleikristallfenster ging zu Bruch und stürzte in die Tiefe. Die wertvollen Schriften waren daher ungeschützt und drohten durch Wind und Wetter irreparable Schäden davon zu tragen. Aus großen Spanplatten stellten THW-Helfer passgenaue Provisorien her, um die offenen Stellen abzudichten.

In der Nacht schwebte über der Einsatzstelle der eigens aus dem Ortsverband Berlin Reinickendorf angeforderte Powermoon, ein mit Helium gefüllter Leuchtballon, und sorgte auch in der Dunkelheit für ausreichend Licht.
Am Sonntag halfen THW und Feuerwehr den betroffenen Anwohnern, deren Wert- und Einrichtungsgegenstände aus den umliegenden, zum Teil einsturzgefährdeten Gebäuden zu bergen. Zwei direkt an das zerstörte Gebäude angrenzende Häuser müssen voraussichtlich abgerissen werden. An weiter entfernten Häusern dichten THW-Helfer gesprungene Fensterscheiben provisorisch ab.

Heute Abend werden die Arbeiten ausgesetzt, um am frühen Montag Morgen wieder aufgenommen zu werden. Heute waren insgesamt 40 THW-Helfer im Einsatz, gestern waren es 65.

Beteiligte THW-Ortsverbände:

  • Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf
  • Berlin Reinickendorf
  • Bernburg
  • Dessau
  • Halle
  • Sangerhausen
  • Merseburg / Querfurt
  • Wolfen-Bitterfeld


Text: Mario Dobovisek, 22.12.2002, 16:30 Uhr








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